Die digitalisierte Arztpraxis: Mehr Effizienz wagen

Noch immer erweist sich die Arztpraxislandschaft in Bezug auf ihren Digitalisierungsgrad als sehr heterogen. Dabei hat die Implementierung digitaler Lösungen das Potenzial, sowohl den Arbeitsalltag des medizinischen Personals zu erleichtern als auch den Service für die Patientinnen und Patienten erheblich zu verbessern.

Telefonanlage mit künstlicher Intelligenz

Ein zusätzliches Feature, das Hempel in seiner Praxis nicht mehr missen möchte, ist die Implementierung von künstlicher Intelligenz (KI) im Telefonsystem. „Die KI-Telefonanlage hat unseren Arbeitsalltag revolutioniert“, erklärt Hempel. Die intelligente Lösung selektiert Anrufe nach Dringlichkeit, was bedeutet, dass Notfälle wie Herzschmerzen sofort priorisiert werden, während weniger dringende Anliegen, wie Rezeptbestellungen, entsprechend später bearbeitet werden können. „Dadurch können wir die Patienten besser versorgen und gleichzeitig Stoßzeiten abfangen. Die KI kann bis zu 15 Anrufe gleichzeitig annehmen, was eine enorme Entlastung für unsere Medizinischen Fachangestellten darstellt.“

In Zeiten von Fachkräftemangel und einer steigenden Bürokratie ist ihm jede Entlastung des Personals recht. Außerdem hat Hempel festgestellt, dass sich die fortgeschrittene Digitalisierung seiner Praxis bei der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Pluspunkt erweist: „Heute können sich MFAs ihren Arbeitgeber aussuchen und mit einer veralteten Technik macht die Arbeit einfach weniger Spaß. Das spielt bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitsplatz durchaus eine Rolle.“

Auch in Sachen Work-Life-Balance kann die Digitalisierung einen wertvollen Beitrag leisten, denn sie ermöglicht, dass Praxisteams flexibler arbeiten können. Durch die verschriftlichten Anrufe, die die KI erstellt, können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar im Homeoffice arbeiten. „Das schafft nicht nur Platz in der Praxis, sondern gibt unserem Team auch die Möglichkeit, flexibler zu sein“, sagt Hempel. „Das ist ein großer Vorteil, sowohl für uns als auch für die Patienten.“

Patientenorientierte Digitalisierung

Die RHÖN-KLINIKUM IT Service GmbH setzt in ihrer Digitalisierungsstrategie einen weiteren Schwerpunkt auf die Verbesserung der Patientenkommunikation und -betreuung. Liening-Ewert erläutert: „Wir arbeiten derzeit mit medatixx und einem anderen Hersteller unter anderem an einer Möglichkeit für Patienten, uns Dokumente und Informationen bereits vor dem Termin digital zu übermitteln.“

Die digitale Aufklärung und Einwilligungserklärung sind ebenfalls wichtige Bestandteile der digitalen Transformation. Schäfer erklärt: „Im klinischen Umfeld werden unsere Patienten bereits heute mit digitalen Behandlungsverträgen und Einwilligungsunterlagen papierlos administrativ aufgenommen, inklusive digitaler Unterschrift. Bei der Aufklärung erhalten sie außerdem die zu beantwortenden Fragen digital nach Hause, um optimal für das Aufklärungsgespräch vor Ort oder via Videokonferenz vorbereitet zu sein.“ Aktuell arbeitet das Unternehmen daran, diese Lösungen auch ambulanten Kolleginnen und Kollegen anzubieten, damit diese von den gleichen Vorteilen profitieren können. „All diese Prozesse erleichtern nicht nur die Vorbereitung auf medizinische Eingriffe, sondern reduzieren auch den Papierverbrauch und damit verbundene Kosten“, stellt Schäfer fest. 

So macht es medatixx

Digitalisierung

Mit den Praxissoftwarelösungen und Zusatzlösungen des Unternehmens medatixx können sowohl Arzt- als auch Psychotherapie-Praxen ihren Praxisalltag effizient gestalten. Die Praxissoftware medatixx ist eine Hybridlösung aus lokaler und cloudbasierter Datenhaltung mit modularem Aufbau, die inzwischen in über 5 000 Praxen im Einsatz ist. Erweitert werden können die Praxissoftwarelösungen von medatixx um verschiedene Zusatzlösungen aus den Bereichen Archivierung (x.archiv), Videosprechstunde (x.onvid) und Online-Terminmanagement (x.webtermin) sowie viele weitere Add-ons. Damit können Praxen ihre Prozesse weiter digitalisieren, die Patientenkommunikation verbessern sowie eine höhere Flexibilität und Zeitersparnis im Praxisalltag erreichen.

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Digitalisierung führt zu mehr Nachhaltigkeit

Umweltschutz

Eine digitalisierte Arztpraxis trägt wesentlich zur Nachhaltigkeit bei. So führt die Verwendung von elektronischen Gesundheitsakten, der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) oder dem eRezept zu weniger Ausdrucken in der Praxis. Die Folgen sind ein geringerer Verbrauch an Papier und Toner, verbunden mit einer Stromeinsparung und reduzierten Feinstaubemissionen. 

Digitalisierung führt auch durch eingesparte Fahrten zur Praxis zu verringerten CO2-Emissionen, etwa bei Telekonsultationen, Online-Terminvereinbarungen oder dem eRezept. Zudem ermöglicht die digitale Archivierung eine platzsparende und umweltfreundliche Lagerung von Patientendaten. Die Integration von eRezepten und Online-Befundübermittlungen verringert die Notwendigkeit für physische Materialien und Postwege. So wird die Arztpraxis umweltfreundlicher und zugleich patientenfreundlicher.

Zukunftsperspektiven

Die Digitalisierung bringt viele Vorteile mit sich, aber auch Herausforderungen. Besonders im ambulanten Sektor sind die finanziellen Mittel oft begrenzt. Während Krankenhäuser häufig von großen Fördertöpfen profitieren, fehlt es in Arztpraxen an den notwendigen Investitionen für moderne digitale Lösungen. Dies führt dazu, dass manche Praxen veraltete Systeme wie Windows 7 oder XP nutzen, die seit Jahren nicht mehr unterstützt werden. Eine mögliche Lösung wäre ein finanzielles Förderprogramm für die Digitalisierung der Praxen nach dem Vorbild des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG), wie es die Kassenärztliche Bundesvereinigung bereits 2020 gefordert hat. Die Praxen könnten dann entscheiden, ob sie die projektebezogenen finanziellen Mittel beispielsweise für ein Online-Terminplanungssystem, digitale Aufklärungsbögen oder eine andere digitale Anwendung verwenden möchten. Neben den finanziellen Hürden gibt es auch personelle Herausforderungen. Insbesondere im ländlichen Raum ist es schwierig, medizinisches Fachpersonal zu finden, das bereit und fähig ist, digitale Lösungen zu implementieren und voranzutreiben. 

Trotz dieser Probleme zeigt sich deutlich, dass die Digitalisierung nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung verbessert. Durch den Einsatz moderner Technologien kann sichergestellt werden, dass sowohl Patientinnen und Patienten als auch das medizinische Personal von den Vorteilen digitaler Systeme profitieren. Die Zukunft liegt in der Integration und kontinuierlichen Verbesserung dieser Systeme, um den bestmöglichen Service zu bieten und den Arbeitsalltag in Arztpraxen zu erleichtern.

Die Digitalisierung in Arztpraxen ist ein fortlaufender Prozess, der sowohl Herausforderungen als auch immense Chancen bietet. Mit der richtigen Strategie und den notwendigen Investitionen kann sie jedoch zu einer signifikanten Verbesserung der Patientenversorgung und der Arbeitsbedingungen für das medizinische Personal führen. „Die Zukunft der medizinischen Versorgung ist digital, und wir sind bereit, diesen Weg zu gehen“, fasst Schäfer zusammen.


Der Artikel erschien erstmals am 16. September 2024 im x.press 24.4. 

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